a

Studienfahrt der 10. Klassen nach Berlin

Berlin, du bist so wunderbar!

Schon die Anreise versprach einen vergnüglichen Ausflug in die Hauptstadt. Frühmorgens herrschte noch Ruhe, aber nach der Kaffeepause wachten alle auf, spielten Begriffe raten und haben einen Riesenspaß. Gefühlt 3000 Wörter später müssen die Lehrer Songs erkennen und es endete damit, dass alle 99 Luftballons singen. Pünktlicher als die deutsche Bahn erreichten wir Berlin und nachdem wir die Zimmer bezogen hatten, durften sich die Jugendlichen – natürlich in Gruppen – ins frühe Nachtleben am bekannten Alexanderplatz stürzen.  Glücklich und zufrieden, aber auch stolz fielen die meisten um 22 Uhr in die Hotelbetten.

Nachdem wir per Bus und mit fachlich versierten Stadtführern einen Überblick über die Stadt Berlin, ihre wechselvolle Geschichte sowie manche Sehenswürdigkeit erhalten hatten, stand uns bereits am ersten Tag ein absolutes Highlight bevor: Der Besuch des Bundesrats. Wer eine langweilige Führung erwartete, wurde jedoch enttäuscht, denn dieser Programmpunkt sollte mega spannend werden! Unter der fachkundigen Anleitung einer Mitarbeiterin erhielten die Jugendlichen die Möglichkeit, eine Sitzung nachzuspielen, in der eine Gesetzesvorlage beschlossen wurde. Als Bundesregierung fungierten Petra, Veronika und Daniel. In fünf Minuten mussten sie unter Vorgabe des Themas „Soll ein verpflichtender Gesellschaftsdienst für Schulabgänger eingeführt werden?“ und ein paar Eckdaten eine Gesetzesvorlage, die anschließend von den Bundesländern (in Person der übrigen Schüler) diskutiert würde, erarbeiten. Diese stellte Sprecherin Veronika dem Plenum vor und los ging es mit den Gesprächen unter den Vertretern der einzelnen Länder, die auf einem Formular angeben mussten, ob sie die Vorlage akzeptieren, Änderungen vorschlagen oder sie ablehnen. Die jeweiligen Sprecher präsentierten danach ihre Vorschläge und das Plenum stimmte über die einzelnen Änderungen ab. Im Schnellkurs hatten die Schülerinnen und Schüler einen aufschlussreichen Einblick in die Arbeit des Bundesrats bekommen. Am Abend nutzten wir die tolle Gelegenheit, die berühmtesten Sehenswürdigkeiten Berlins in ganz anderem Licht, eingetaucht in bunte und ungewöhnliche Illuminationen beim Festival of Lights zu bestaunen. Berlin, du bist so wunderbar! Bei so viel Politik sorgten der Besuch des Berlin Dungeons, eine Führung im Olympiastadion Berlin sowie ausreichend Zeit zur freien Verfügung, um Berlin eigenständig zu erkunden, für den Spaßfaktor. Dieser erreichte mit dem Besuch des Clubs „Matrix“ am Mittwoch seinen Höhepunkt. Während einige Schüler anfangs durch die laute Musik und die vielen fremden Jugendlichen noch etwas zögerlich verharrten, warfen sich andere gleich ins Getümmel und dancten zum wummernden Beat, der aus den Boxen schallte. Je später der Abend wurde, desto mehr Schüler und Schülerinnen der Dreiflüsse Realschule bevölkerten die verschiedenen Tanzflächen dieses durch die Fernsehserie „Berlin – Tag & Nacht“ berühmten Clubs. Den Jugendlichen gefiel auch sehr, dass sich auch ihre Lehrer und Lehrerinnen unter das Tanzvolk mischten. Nach vier Stunden stolperten alle erschöpft und verschwitzt nach draußen, wo uns schon die Busse erwarteten.

Ein interaktiver Besuch im Deutschen Technikmuseum am nächsten Tag begeisterte Schüler und Lehrer gleichermaßen. Kulturinteressierte erforschten in der Nationalgalerie auf der Museumsinsel nicht nur die griechische Götterwelt, tatsächlich erkannten sie Ähnlichkeiten mit den in Stein gemeißelten Damen und Herren, als sie deren Pose nachahmten. Eine weitere Berühmtheit durften die Abschlussschüler in Gestalt des SPD-Abgeordneten Schätzl kennen lernen. In der Fremde trifft man ja bekanntermaßen auch gerne Bayern. Durch die Vermittlung von Lehrerin Katharina Moser konnten wir ein echtes Mitglied des Bundestages, (genannt MdB) nämlich Johannes Schätzl aus Hauzenberg, kennen lernen. Der sympathische, junge Politiker gestand uns sein beachtliches Einkommen, von dem er aber auch seine Flüge zum Arbeitsplatz im Bundestag und die Nächte im Hotel bezahlt. Er klärte die Jugendlichen über die Arbeitsweise des Bundestags und seiner Ausschüsse auf. Außerdem machte er deutlich, wie wichtig der Erhalt der Demokratie sei und dass sich alle demokratischen Parteien, denen z. B. die Meinungsfreiheit wichtig ist, dafür einsetzen. Passend zu diesem Einblick erfahren wir bei unserem Besuch im ehemaligen Gefängnis der Staatssicherheit Hohenschönhausen, wie das Leben in einer Diktatur war und mit welchen Mitteln politisch Andersdenkende verfolgt wurden.  Andere Meinungen werden nicht nur nicht geduldet, sondern jeder, der nicht mit dem Regime einverstanden ist, wird verfolgt, verhaftet, verhört, gefoltert und Schlimmeres. Unter zunächst körperlichen Qualen, nach Stalins Tod psychischer Folter wie z. B. Desorientierung wurden falsche Geständnisse erpresst, die auch schlimme Folgen für Familie und Freunde haben konnten. Angesichts der zunehmenden Krisen und auch Diktaturen bleiben wir schockiert und nachdenklich zurück.

Doch der lilablaurot beleuchtete Fernsehturm am Alexanderplatz erinnert uns am letzten Abend: Berlin, du bist so wunderbar!